Reisen mit dem iGeorg 60 Pro

Es folgt ein persönlicher Beitrag eines langjährigen Users des iGeorgs 50S.

Prolog.

Wenn ich von Freunden nach meinem Chef und Doktorvater gefragt werde, fällt mir eigentlich als erstes eine Geschichte vom Beginn meiner Zeit als akademischer Mitarbeiter an Georgs Lehrstuhl Abteilung ein. Es war das Jahr 2016, ich hatte gerade mein wechselvolles Studium hinter mich gebracht und vor wenigen Monaten hatte Georg mich gefragt, ob ich vom langjährigen Hiwi die Seiten in den Mitarbeiterkreis wechseln möchte.

Die Fußballfans werden sich außerdem erinnern, dass es die Zeit der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich war. Georg, großer Fußballfan, und als solcher wie die meisten von uns, die etwas mit Sport anfangen können, noch berauscht von der WM zwei Jahre vorher, hatte Karten für das Halbfinale in Marseille ergattert. Durch einen Zufall suchte er noch einen spontanen Mitfahrer und so kam er auf mich zu und fragte, ob ich nicht Lust hätte, ihn zu begleiten.

Kunstpause. Gerade noch war ich Student, habe eine Stelle von ihm angeboten bekommen, die Möglichkeit zu Promovieren – etwas, was in meinen persönlichen Zielstellungen nicht im Traum vorgekommen wäre – und bekomme die Gelegenheit mit dem Chef und künftigen Doktorvater nach Südfrankreich, einem meiner absoluten Lieblingsorte auf der Welt ein EM-Spiel zu besuchen. Cool.

Achtung: Es folgt Fußball Romantik. Kathi: Bitte folgende zwei Absätze überspringen. 🙂

Leider werden wir wohl die deutsche Mannschaft nicht zu Gesicht bekommen, diese müsste schon Italien im Viertelfinale besiegen. Italien! Ich erinnerte mich an 2006, mein Abijahr. Ein fantastischer Sommer. Dann brach uns Fabio Grosso in der 119. Minute das Herz. 2012 war es Mario Balotelli, der uns wieder im Halbfinale rauswarf. Wir sagten uns: Frankreich gegen Italien, auch ein tolles Spiel.

Dann schoss ein Kölner – Jonas Hector – den, nein, DEN Elfmeter. Deutschland hat Italien besiegt, sie werden im Vélodrome in Marseille gegen Frankreich spielen. Klappt diesen Sommer denn alles?

Leider wurde die Stimmung in Frankreich etwas getrübt, Fans Hooligans rasteten aus, verwüsteten während Vorrundenspielen Cafés am Hafen von Marseille. Außerdem waren die Terroranschläge von Paris gerade 6 Monate her. (Beinahe) jedem, dem ich begeistert von der Reiseplanung erzählte, reagierte verhalten: „Aber die Anschläge und die Ausschreitungen. Ist das denn sicher dort?“

Reisen mit dem iGeorg 60 Pro

Der Morgen der Reise. Wie das wohl werden wird mit dem Georg? Ich kenne die Fahrt nach Südfrankreich zu Genüge, bin dort sicher schon 20 Mal gewesen – die Fahrt ist lang. Werden wir steif nebeneinander sitzen? Worüber soll ich reden? Worüber auf keinen Fall? Muss ich gegenüber meinem Chef so tun, als würde ich arbeiten? Vorsorglich packte ich eine Flasche Rotwein in meinen Koffer (ein Deutscher packt Rotwein ein, um nach Frankreich zu fahren…) und wir trafen uns am Uniparkplatz.

Georg benötigte ungefähr 2 Minuten, um alle meine Befürchtungen zu zerstreuen. Ich erinnere mich nicht mehr wie, aber es fühlte sich beinahe an, als würde ich mit einem langjährigen Kumpel unterwegs sein. Kurz vor dem Grenzübergang bei Mulhouse verstärkte sich das Gefühl noch mehr: Er hatte offenbar keine Lust mehr zu fahren, steuerte einen Parkplatz an, drückte mir den Schlüssel seines neuen Mercedes in die Hand und meinte lapidar „würdest du bitte weiterfahren?“. Auch wenn ich (wie jeder Mann) natürlich der beste Autofahrer der Welt bin, lies das meinen Puls doch etwas ansteigen. Aber Georg hatte offenbar Urvertrauen und forderte mich auf, die mir unbekannten technischen Spielzeuge wie den Abstandstempomaten doch jetzt endlich mal auszuprobieren.

Wir schafften es bis Lyon, wo er ein Hotel gebucht hatte. Den Abend ließen wir mit mitgebrachtem Rotwein (er hatte die selbe Idee) aus Zahnputzbechern auf Klappstühlen auf dem Hotelparkplatz ausklingen. Ohne jede Ironie, es war toll.

Zwei Drittel des Weges war geschafft, wir fuhren weiter. Irgendwo, ungefähr bei Montélimar hatte ihn wieder die Lust am Autofahren verlassen und wir tauschten die Plätze. Kein Problem, bis mir in den Sinn kam, dass er direkt am alten Hafen ein Hotel gebucht hatte. Ein Parkhaus haben wir unweit davon gefunden. Muss ich nun also Chefs Mercedes durch die Altstadt einer der chaotischsten europäischen Städte bugsieren?

Ja.

Zum Glück kann man sich ja mittlerweile auf die Navis verlassen und dementsprechend verloren die Geräte in den engen Häuserschluchten auch bald die Orientierung. Der vermeintliche Weg zum Parkhaus erwies sich als Kopfsteinpflasterstraße, die sich kurz darauf zu einem Fußweg verengte. Also rückwärts wieder raus, während gefühlt sämtliche 850.000 Einwohner Marseilles mit ihren Motorrollern um uns herumkurvten. Oh toll, jetzt kommen auch noch Straßenbahnschienen. Mein VfB-Trikot, das ich am Morgen anzog, fing allmählich an zu kleben. Aber Georg saß – äußerlich zumindest – völlig entspannt auf dem Beifahrersitz und kommentierte allenfalls „ganz schön eng hier oder?“.

Irgendwann fanden wir das Parkhaus, das unserem optischen Eindruck nach von den drei Brüdern Franck Ribérys und dem Wirt der Schiffertaverne aus den Asterix-Comics betrieben wurde. Hier sollten wir also das Auto lassen? Naja, die Bewertungen waren ja ganz gut..

Das Auto hinterließen wir in einer topgepflegten Parkgarage. (Wir bekamen es sogar wieder zurück!)

Für mich erstaunlich war, wie selbstverständlich Georg auf das Wohl seines Reisepartners achtete. Sei es bei der Entscheidung, über die Einstellung der Klimaanlage (Anm.: im Juli in Südfrankreich die Klima auszuschalten ist eine Schei*idee) oder die Wahl des Abendessens: „Entscheide du.“ Es gab dann Miesmuscheln, ich glaube, so ein richtiger Fan davon war er dann aber doch nicht…

Der Spieltag

Selbstverständlich war die Presse direkt an unserer fachmännischen Meinung zum Spiel interessiert.

Am Vorabend des großen Spiels verfolgten wir die ersten Halbfinals in der sogenannten „FIFA Fan Zone“ am Strand von Marseille. An einem warmen Sommerabend am Strand zu sitzen, mit einem (teuren) Bier in der Hand Fußball zu schauen war überragend. Noch schöner wäre es gewesen, wenn die Stadt auch eine Möglichkeit vorgesehen hätte, wie man wieder zurück in die Innenstadt gelangt. So saßen wir eine Stunde an der Bushaltestelle, an der kein Bus kam. Nachts um halb 12 durch die Problembezirke einer Stadt, die nicht den friedlichsten Ruf hat zu gehen, erschien uns allerdings auch nicht sehr attraktiv. Ein Taxifahrer, der sich angesichts seines Fahrstils offensichtlich für Jean Alesi gehalten hatte, brachte uns aber tatsächlich noch an einem Stück wieder zurück ins Hotel.

Am Vorabend des großen Spiels. Die „FIFA Fan Zone“ am Strand. Wie uns eine eigens dafür angestellte Fachkraft wiederholt zu Verstehen gab, war das Schaukeln auf den .. Schaukeln nicht erlaubt.

Der Tag des Halbfinals war gekommen. Das Gebiet um den alten Hafen war bereits bevölkert mit Tausenden bereits gut befüllten Fans aus allen Nationen. Auch die Gendamerie, schwer bewaffnet – teilweise mit gepanzerten Gefährten – war allenorts sichtbar. Ich merkte, dass die vielen Bedenken meiner Freunde vor der Fahrt allmählich auch in mir hochkamen und ich zunehmend ein mulmiges Gefühl bekam. Innerlich zerrissen, ob ich Georg mit meinen Gedanken belasten soll und ihm das Vergnügen trüben sollte, meinte ich doch vorsichtig, ob wir nicht sehr frühzeitig ins Stadion sollten – um so dem größten Gedränge und ggf. chaotischen Zuständen aus dem Weg zu gehen.

Viel Zeit für Fotos vor dem Stadion – Georg lies sich die Stimmung offenkundig nicht vermiesen.

Wer einmal zwei Stunden zu früh in einem Stadion saß, weiß wie langweilig das dort sein kann. Hier zeigte sich ein – im Wording dieser Webseite gesprochen – auffallendes Feature von Georg: Er ist ausgesprochen unkompliziert, eine Eigenschaft, die gemeinhin von einem dekorierten Universitätsprofessor wirklich nicht zu erwarten gewesen wäre. So wäre er nie auf die Idee gekommen, wegen meines Wunsches dem Trubel aus dem Weg zu gehen auch nur zu diskutieren. Er nahm es hin und falls es ihn nervte, lies er sich zumindest nichts anmerken. Und er hatte es wirklich nicht ganz leicht mit mir als Reisepartner: Das Stade Vélodrome ist ein wirklich fantastisches Stadion. Je nach Platz sieht man gleichzeitig das Meer und den Fußballplatz, es ist mit seinem weißen geschwungenen Zeltdach auch wunderschön anzusehen und dank der steilen Ränge ist die Sicht auf den Platz auch deutlich besser als in der heimischen Mercedes-Benz Arena in Stuttgart. Letzterer Punkt stellte allerdings einen Höhenängstlichen wie mich vor eine ziemliche Probe. Etwas schummrig war mir also zu Mute, meine neuerlichen Versuche mir nichts anmerken zu lassen schlugen fehl. Wieder war Georg völlig entspannt, wir gingen ins Foyer und als sich das Stadion langsam füllte wurde es angenehmer. Auch hier war er sehr zuvorkommend, gab mir zu keiner Zeit das Gefühl als hätte ihn die Episode angestrengt.

Georg und ich im noch leeren Stade Vélodrome, zwei Stunden vor Anpfiff.

Am nächsten Tag stand auch schon wieder die Rückreise auf dem Plan. Die Rückfahrt – lediglich vom obligatorischen Besuch beim Restaurant zur goldenen Möwe unterbrochen – lief ereignislos. Am nächsten Tag saßen wir wieder im Büro und der Freizeit-/Fußballmodus wurde wieder auf Arbeitsmodus umgeschaltet.

Ende

Lieber Georg, ich habe das Glück unter vielen Episoden mit Dir auswählen zu können. Alternativ hätte ich auch davon erzählen können, wie ich dich (und Sixten) quer durch Hong Kong geschleift habe, weil ich einen Shoppingauftrag meiner Verlobten ausführen musste, oder du mir zusammen mit Marina eine Tour durch St. Gallen organisiert hast, weil du es nicht zulassen wolltest, dass ein Doktorand auf einer Konferenz nichts sieht außer den Konferenzräumen. Auf einzigartige Weise verstehst du es, zwischen den Polen kumpelhaftem Umgangs und der Wahrung professioneller Distanz zu unterscheiden und diese Welten nicht zu vermischen. Das macht sowohl die Arbeit als auch die Freizeit sehr angenehm und ich freue mich auf die Erlebnisse, die da noch kommen mögen. In beiden Welten. In diesem Sinne wünsche ich dir alles Beste zu deinem 60. Geburtstag!

Felix, mit Carmen und Loreen

PS: Deutschland verlor das Spiel übrigens 0:2.